Ein Rückblick auf die Jahre 1996 und 1997

Bericht von der Mitgliederversammlung auf der Haltnau am 13.12.97


Im Nebenraum des Restaurants "Haltnau" in Meersburg waren gut 60 Vereinsmitglieder sowie Vertreter der Presse versammelt.

Zu Beginn berichtete der 1.Vorsitzende, Klaus Kramer, über die Ereignisse der Geschäftsjahre 1996/97.

1996 war ein Jahr, führte er aus, in dem die Fähre durch unsere eigenen Aktivitäten gut Rückenwind bekam und wir ein gutes Stück weitergekommen sind.

Da war zum einen der Ausbau der beiden 90PS-Diesel, des Hilfsdiesels und der Kompressoranlage durch Mitglieder unseres Vereines. Mit Rat, Tat und Gerätschaften unterstützt wurden wir hierbei durch Fachleute der Stadtwerke Konstanz, durch das THW Überlingen und durch Motorenspezialisten der Bodan-Werft.

Das Heraushieven der gewichtigen Motoren und ihr Transport nach Mannheim wurde am 28. März 1996 freundlicherweise durch das Kranunternehmen Herter aus Salem-Grasbeuren und die Konstanzer Spedition TRANSCO-SÜD ausgeführt. Diese Arbeiten, hätten wir sie bezahlen müssen, hätten unsere damalige Kasse nahezu gesprengt.

Am 8. Juni 1996 trafen sich rund fünfundzwanzig Frauen und Männer unseres Vereins, um innerhalb weniger Stunden die Fähre zu entrümpeln. Sie zerrten mehr als 35 m³ Dreck, Schrott und Gerümpel an den Tag, was sortiert in den von der Firma Herter bereitgestellten Containern landete. Die Firma Herter übernahm auch die kostenlose Entsorgung des Gerümpels samt des an Bord befindlichen Öls. Am 26. Juli 1996 unternahm die MEERSBURG ex KONSTANZ bei strahlendem Sonnenschein im Schlepp der "THURGAU" ihre seit langem erste Fahrt. Ziel war die Bodan-Werft in Kressbronn. Die Stadtwerke hatten das Schleppschiff samt Crew zur Verfügung gestellt, das Feuerlöschboot der Konstanzer Feuerwehr sicherte den Verband.

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Kpt. Meyer, der bis zur Ausmusterung
die KONSTANZ ex MEERSBURG für die
Stadtwerke Konstanz fuhr und Bootsmann
Gernot Widmer beim Ausbau der zweiten
90PS Maschine.

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Der erste der beiden Schiffsdiesel, begutachtet von Kpt Meyer,
vor dem Verladen auf den Spezial - Sattelzug der Spedition
TRANSCO-SÜD aus Konstanz.

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Die „Adenauer-Bank" wird vom Müll der letzten 30 Jahre befreit

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Eine der beiden Dieselmaschinen am Autokran der Firma Herter aus Salem. Im Hintergrund der Spezial-LKW der TRANSCO- SÜD, der die mehrere Tonnen schweren Motoren als Spendenleistung zu MWM nach Mannheim brachte.

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35 m³ Abfall, Schrott und ölhaltiger Müll. Für uns ein schweißtreibender Job an diesem sonnigen Tag. Vielen Dank
der Fa. Herter, Salem, die den Abtransport und vor allem die Entsorgung dieser Berge an Abfall für den Verein kostenfrei übernahm.

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Mitglied Werner Endres von der Haltnau stiftete das kalte Bufett für die schwer schuftende Mannschaft.

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Tonnen von Alteisen und Dreck wuchteten Mitglieder aus dem Bauch des Schiffes.

Der Leiter der Bodan-Werft, Herr Dittmann, hatte uns die werfteigene Slipanlage für eine gründliche Untersuchung des Schiffsrumpfes kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit Werftmitteln konnte das Schiff hier abgedampft und unter der Regie von Gernot Widmer und dem unermüdlichen Einsatz von unserem Kpt. Meyer und Männern der Stadtwerke Konstanz die letzten großen Brocken vom Schiff entfernt und der Rumpf innen von Ölschlamm gereinigt werden. Mitarbeiter der Bodan-Werft bauten nach Feierabend die Wellenanlagen aus und doppelten an einer besonders dünnen Stelle des Rumpfes ein Blech auf.

Die parallel dazu von Schiffbauingenieur Butendeich, Herrn Ellegast und Herrn Kuhl vom Konstanzer Schiffahrtsamt ausgeführte Untersuchung des Rumpfes brachte Erfreuliches zutage:

  • Mindestens 85% der Außenhautfläche sind intakt, nur ca. 45 m² müssen ausgetauscht oder repariert werden.
  • Ca. 20 lfm Bodenwrangen sind zu erneuern.
  • 4 Wellenhosen müssen repariert oder erneuert werden.
  • Es müssen Schotte nachgebessert, nachträglich aufgebrachte Blechdoppelungen entfernt und die Bullaugen größtenteils ersetzt werden.
  • Vom Unterbau des Fahrzeugdecks müssen nur ca. 17% der Fläche (38m² Decksbleche) ersetzt werden.

Soweit das recht erfreuliche Ergebnis der Rumpfuntersuchung. Hinzurechnen muß man, was den Rumpf betrifft, noch die Sanierung der Pollerfundamente, neue Motorenfundamente und Scheuerleisten sowie die Instandsetzung der alten Antriebs- und Steueranlage.


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Ein Festtag für das Schiff. Eine Flaggenparade wird für die Überfahrt angelegt.

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Die Stadtwerke Konstanz hatten für die Überfahrt die THURGAU zur Verfügung gestellt. Die Feuerwehr Konstanz begleitete den Schleppverband mit dem Löschboot.

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Gernot Widmer blieb zeitweise die Luft weg beim Dampfstrahlen im Rumpf.

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Die Bodan-Werft spendierte an einer besonders dünnen Stelle eine neue Außenhautplatte.

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Die Männer der Bodanwerft opferten ihre Freizeit, um an der Fähre mitzuarbeiten. Hier werden die Wellenanlagen demontiert.

Im September 1996 wurde das Schiff wieder vom Löschboot der Konstanzer Feuerwehr an den Haken genommen. Die Rheinstrecke bis zur neuen Konstanzer Rheinbrücke wurde durch die dortige wasserschutzpolizei gesperrt, der Schleppverband zusätzlich vom Boot des Schiffahrtsamtes gesichert.

Zum Einfädeln an ihren neuen Liegeplatz wurde unsere alte Dame zwischen zwei Boote vom Technischen Hilfswerk und das Schiff der Konstanzer Feuerwehr gespannt und kam so behutsam unter der neuen Konstanzer Rheinbrücke, an eigens von den Männern des Schiffahrtsamtes gesetzten Dalben, zu liegen. Dort ist unsere alte Dame seither sicher vertäut.

Weitere Vereinsaktivitäten innerhalb dieses Berichtszeitraumes waren:

  • Ein Info-Stand auf der Interboot '96 in Friedrichshafen, wo Kpt. Meyer, der wieder sein Fähremodell mitbrachte, und verschiedene Vereinsmitglieder die Fähre und unseren Verein dem interessierten Messepublikum vorstellte.

  • Präsentation unseres Projektes vor den Bürgermeistern der Region im Spätsommer 1996. Dieses Treffen fand in Lochau/Österreich an Bord der ehemaligen `Fähre Nr. 3' der Stadtwerke (die MEERSBURG ex BODAN ex KONSTANZ aus dem Jahre 1939) statt, die mittlerweile seit über 20 Jahren von den Lochauer Wassersportlern als Clubheim genutzt wird.

  • Der Versuch, mit dem Messestand, den uns die Firma Hansgrohe wieder zur Verfügung gestellt hatte, in die Schweiz zur MOBAUTECH in St.Gallen einzureisen. Wir wurden erbarmungslos vom Schweizer Zoll abgeschmettert, der selbst auf unsere 500 Handzettel Einfuhrzoll erheben wollte.

  • Vortrag des Direktors des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven über "Museumsschiffe, ihre Bedeutung, Restaurierung, Aufgaben"

  • Ein Bericht von Klaus Kramer für das „Blättle" der "Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad". Er stellt darin die Bedeutung der MEERSBURG ex KONSTANZ als technisches Denkmal in Zusammenhang mit der alten Anlegebrücke in Staad als wichtiges Relikt der Stadtgeschichte von Staad vor. Der Bürgerverein hat beschlossen, für den Erhalt der Brücke zu kämpfen und wird versuchen, vor dem Hafen von Staad einen Liegeplatz für die Fähre zu schaffen.


Das Jahr 1997 zeichnete sich durch ausgeprägte Berg- und Talfahrten bei den finanziellen Zusagen und Zuschußanträgen aus.

Hierzu konnte Altlandrat Klaus Henninger einiges berichten:

Er hatte die Verhandlungen mit den Mannheimer Motorenwerken geführt, bei denen durch Änderungen in der Vorstandsetage die ursprüngliche Zusage für die kostenlose Instandsetzung der Original-Schiffsmotoren mehrfach bedenklich ins Wanken geriet. Inzwischen liegt eine endgültige Zusage vor. Die Arbeiten an den Motoren sollen im Laufe des Jahres 1998 durchgeführt werden.

Weniger positiv verliefen die Verhandlungen mit dem Baden-Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege, das im letzten Jahr selbst erhebliche Kürzungen verdauen und mit nur noch einem Drittel des Vorjahres-Etats auskommen mußte. Eine Finanzierungshilfe zur Instandsetzung des Schiffes ist vorerst nicht möglich, der Vorstand ist jedoch weiterhin in Kontakt, die Verhandlungen werden im Laufe dieses Jahres wieder aufgenommen.

Dieser Ausfall hatte zur Folge, daß auch weitere Förderanträge bei der Internationalen Bodenseekonferenz und der Europäischen Union (Förderprogramm "INTERREG II") noch nicht gestellt werden konnten.

Erfreulich war die Nachricht, daß unser zweiter Vorsitzender, der Lindauer Alt-Landrat Klaus Henninger, erfolgreich dafür eingetreten ist, daß die MEERSBURG ex KONSTANZ in das Projekt "Touris-musforum Bodensee" mit eingestellt wird. Das vom Baden-Württembergischen Staatssekretär für Verkehr und Umweltschutz entwickelte Projekt hat zum Ziel, die vorhandenen Zeugnisse der verkehrstechnischen Entwicklung des Bodenseeraumes zusammenzufassen und beständig für die Zwecke des Fremdenverkehrs zugänglich zu machen. - Eindeutig: Damit ist die unsere alte Dame gemeint.

Unser Schatzmeister Andreas Thöni gab bekannt, daß der 152 Mitglieder zählende Verein dabei ist, die ersten 100.000,- anzugreifen; wir verfügen derzeit gegen DM 95.000,-.

Folgende Geldspenden trugen hierzu bei:

Stadtwerke Konstanz DM 5.000,-

Stadt Friedrichshafen DM 14.000,-

Stadt Überlingen DM 2.000,-

Stadt Meersburg DM 2.000,-

Gemeinde Wasserburg DM 750,-

Kulturstiftung MIGROS SF 5.000,-

Peter Dornier-Stiftung DM 25.000,-

Arzt aus Raum LI DM 20.000,-

Landesseglerverband DM 500,-

Anschließend stellte der Klaus Kramer das neue Renovierungskonzept vor. Näheres hierzu lesen Sie bitte im Artikel auf der Seite <Rest.-Konzept 1996>.

Der Vorschlag, aus Anlaß des 70-jährigen Jubiläums der Fähre MEERSBURG ex KONSTANZ eine "Vergnügungskommission" zu gründen, wurde angenommen. Herr Joachim Heiser bot sich an, die Organisation in die Hand zu nehmen.

Als Pressewart wurde Herr Martin Seifermann aus der Mitte der Versammlung gewählt. Er soll den 1. Vorsitzenden entlasten, der diese Arbeit bisher allein getragen hat. Die abschließende Aussprache brachte die Anregung, ein regelmäßiges Treffen in Form eines Stammtisches zu initiieren, in dem Einzelheiten der Arbeit, aber auch die Mitarbeit von Interessierten und Mitgliedern besprochen werden können. Der Vorschlag fand große Zustimmung.

Zum Schluß wurde nochmals die Wichtigkeit verstärkter Mitgliederwerbung hervorgehoben.Bitte machen Sie von den beigefügten Beitrittserklärungen regen Gebrauch.

Sfm